Herbsternte

Gundelfingen 23.10.2020: Die Regentage werden häufiger, die Tage kürzer, das Laub bunt und schon steht der 15. Oktober vor der Tür -am Klosterhof der Startschuss für die Herbsternte, wenn die Temperaturen niedrig genug sind.

In den gemäßigten Breiten und allen Orten, an denen es Winter gibt, ist seit Beginn des Ackerbaus Anbau von lagerfähigem Gemüse und Agrarfrüchten überlebenswichtig, um in der kalten Jahreszeit Nahrung zu haben. In der heutigen Zeit -vor allem in den Gesellschaften des globalen Nordens- ist diese Wichtigkeit der Lagerung nicht mehr so präsent. Die Supermärkte sind ja immer voll. Trotzdem sind für alle Gärtnereien und landwirtschaftlichen Betriebe Lagerfrüchte wichtig, um optimalerweise bis zur nächsten Saison noch eigene Produkte verkaufen zu können.

So folgen wir dem immer gleichbleibenden Kreislauf von Anbau und Ernte und sind nun dabei Sellerie, Karotten, rote und gelbe Beete, Pastinaken und Wurzelpetersilie, Weiß-und Rotkraut für das Lager zu ernten. Im Spätsommer wurden schon Zwiebeln und Kürbisse eingelagert.

Bei uns am Klosterhof ist diese Ernte besonders, weil wir diese zu einem großen Teil mit der Hand machen und keine Vollernter verwenden. Nur der Unterschneider oder der Roder helfen beim aus dem Boden holen - Einsammeln und Aufbereiten machen wir per Hand. Deshalb trifft man zu dieser Jahreszeit oft größere Gruppen unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Acker, knieend zum Beispiel zwischen zwei Möhrenreihen mit einer Napfkiste oder Eimer. Stellen Sie sich mal vor- jede von Ihnen gekaufte Karotte ist von uns aus dem Boden gezogen worden, sortiert, das Grün abgebrochen, in den Eimer gelegt, vom Eimer in den Sack geschüttet, gewaschen und nochmals sortiert worden. Das kann man wohl Liebe zum Produkt nennen!

Nach einem Erntetag werden alle Säcke auf- und am Hof vom Hänger wieder abgeladen. Da spürt man schon mal die Arme nach dem Tragen von vielen Säcken Gemüse! Ein Großteil unserer Lagergemüse wird in Mieten gelagert. Dazu werden die Säcke auf spezielle Art und Weise aufeinander geschichtet und je nach Wetter zu- oder aufgedeckt. Eine Miete sieht am Ende aus wie langer Haufen von Säcken. Hier wird das Gemüse möglichst kühl, jedoch frostsicher aufbewahrt. Das ist bei den milden Wintern der letzten Jahre gar nicht mehr so einfach und deshalb wird auch einiges in unserem Kühlraum untergebracht. Leider stellen wir oft fest – Mist unser Kühlraum ist doch zu klein! Und eigentlich ist die Lagerung in Mieten ja genial – man braucht keinen Strom.

Je nach Wetter dauert die Herbsternte nur einen Monat oder bis Weihnachten – denn, wenn es zu viel regnet, können wir nicht mal den Unterschneider zu Hilfe nehmen und müssen Karotten, Pastinaken und Wurzelpeterle mit dem Spaten aus dem Matsch stechen. Da frage ich mich zur Zeit, wünsche ich mir jetzt Regen oder nicht? Denn Regen ist eigentlich nach den trockenen Sommern so wichtig, aber ewig im Matsch sitzen wollen wir ja auch nicht und die Qualität und Lagerfähigkeit der Produkte wird dadurch nicht besser. Ein Dilemma! Auch freuen sich die Mäuse, wenn sie sich noch im Dezember durch unsere Möhren fressen können. Wissen Sie, dass die kleinen Nager die feinen Wurzeln extra für uns vorkosten und gerne möglichst viele probieren? Ist ja nett gemeint, aber alles müssen die Mäuse eigentlich nicht probieren, denn halb gesessenes Gemüse wollen wir nicht verkaufen.

Diese Zeit im späten Herbst ist zwar anstrengend , aber auch sehr schön. Wir sehen, was wir gemeinsam schaffen können und das Ergebnis langer Pflege über den Sommer.

Denn in jedem Wintergemüse steckt auch ganz viel Sommersonne, Wärme und lange Tage und erinnern uns daran, dass wenn die letzte rote Beete und die letzte Karotte gegessen sind, der uralte Kreislauf wieder von vorne beginnt.

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