Palmkohl
Gundelfingen, 9.12.2019: Sie haben schon immer einmal von Palmen im eigenen Garten geträumt? Dann sollten Sie sich dringend mit diesem aparten Kohlgewächs befassen. Denn der Palmkohl sieht nicht nur gut aus - er schmeckt auch noch hervorragend! Leider hat er nicht nur Namen und Aussehen mit den Palmen gemein: strenge Fröste mag er weniger, deshalb empfiehlt es sich ihn zu schützen oder rechtzeitig abzuernten. Blanchiert kann er dann eingefroren und haltbar gemacht werden. Auf der anderen Seite haben wir die Erfahrung gemacht, dass er durchaus auch einmal -8°C überstehen kann.
Der Palmkohl ist eine sehr alte Kohlvarietät, die scheinbar schon die alten Römer kannten und schätzten. Er wird heute noch gerne in mediterranen Regionen gegessen, daher auch die Trivialnamen „Italienischer Kohl“ oder „Toskanischer Kohl“. Außerdem kennt man ihn als Schwarzkohl, und eine bekannte Sorte heißt passend 'Nero di Toscana'.
Palmkohl ist etwas zarter und milder im Geschmack als Grünkohl. Er benötigt keine Frosteinwirkung zur Entfaltung seines nussigen Aromas. Fein geschnitten sind die Blätter eine wunderbare Zutat für Salate und Smoothies. Als Gemüse kann er wie Grünkohl oder Wirsing verwendet werden, ist aber deutlich schneller gar. Besonders lecker: eine Pastasoße aus in Olivenöl gedünsteten Zwiebeln, Knoblauch, Tomaten, Pepperoni, Palmkohl und Sahne, dazu Parmesan. Traditionell wird Palmkohl häufig in Suppen und Eintöpfen verwendet, wie beim rustikalen toskanischen Eintopf Ribollita (italienisch für „Aufgewärmtes“), der portugiesischen Kartoffelsuppe Caldo Verde oder der toskanischen Polenta-Suppe Bordatino. Palmkohl eignet sich außerdem ausgezeichnet für Pestos oder ähnlich wie Weinblätter verwendet zum Einwickeln verschiedener Speisen. Frittiert ergibt Palmkohl genau wie Grünkohl und vor allem Brennesselblätter leckere Gemüsechips.
Eine besondere Delikatesse sind die jungen Triebspitzen des Palmkohls, die sich auch in den Blattachseln bereits geernteter Blätter entwickeln. Diese sind so butterzart, dass sie als Ganzes im Salat oder kurz angebraten als Gemüse verwendet werden können. Leider gibt es sie nicht auf dem Markt zu kaufen, umso größer ist die Freude bei der Ernte aus dem eigenen Garten!
Wenn Grünkohl neuerdings als „Superfood“ gilt, sollte dies im Übrigen auch für den Palmkohl gelten. Er enthält über 100 mg Vitamin C pro 100 g, mehr als doppelt so viel wie Orangensaft. Außerdem strotzt er vor Vitamin B, Beta Carotin, Calcium, Kalium, Ballaststoffe und wertvollen sekundären Pflanzenstoffen. Am gesündesten ist bei Gemüse meist der rohe Verzehr, jedoch wird Kohl durch das schonende Garen bekömmlicher. Und um die maximale Ausbeute an Vitaminen zu erhalten sollte der Kohl kurz blanchiert, dampfgegart oder schonend gedünstet werden. Bei kurzer Garzeit mit möglichst wenig Wasser und Hitze brechen dann nämlich die Zellstrukturen auf und geben fettlösliche Vitamine frei, gleichzeitig hält sich jedoch der Verlust an wasserlöslichen und hitzeinstabilen Vitaminen in Grenzen.
Und wenn dies noch nicht genug Gründe waren, dem mediterranen Verwandten unseres geliebten Grünkohls eine Chance zu geben, hier ein letzter interessanter Fakt dieses Sympathieträgers: Auf der Insel Jersey im Ärmelkanal gab es bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts eine ganz besondere Tradition. Die noch jungen Setzlinge wurden an eine Stütze gebunden und wachsen gelassen. Nach und nach entfernte man die Blätter, sodass am Ende des Jahres ein bis zu 3 Meter langer verholzter Stamm geerntet werden konnte – dem besonderen Klima im Ärmelkanal sei dank. Nach einem Jahr der Trocknung wurde der Stamm glatt geschliffen, lackiert und mit Metallspitze und Knauf versehen. So wurden im großen Stil Spazierstöcke an Touristen verkauft - leicht, stabil und inzwischen leider etwas aus der Mode geraten!